Kirche zu Garz

von André Schmitz

Garzer Kirche 2021 – Autor: André Schmitz

Die Garzer Dorfkirche wurde in ihrer heutigen Form in großen Teilen 1727 erbaut und ist auf einem älteren Vorgängerbau begründet. Es handelt sich um einen schlichten, verputzen Saalbau mit quadratischem holzverschaltem Dachreiter am Westende, der noch vom Vorgängerbau stammt und auf das Jahr 1686 zurückgeht. Als Baumeister für den Turm ist Johann Kraaze überliefert, der ihn im Auftrag von Johann Albrecht von Quast ausführte.
Jahrhundertelang diente die Kirche dem Dorf und der Patronatsfamilie von Quast gemeinsam als religiöser Mittelpunkt. Die Familie von Quast nahm in Garz die Patronatsrechte und Pflichten wahr, wie zum Beispiel auch im benachbarten Vichel, Rohrlack oder auch in Küdow. In der Familiengruft der Kirche wurden ihre Angehörigen beigesetzt. Theodor Fontane hat noch von den Prunksärgen berichtet, die dort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu besichtigen waren. Besonders bedeutend war hier der Zinksarkophag für den Generalfeldwachtmeister Albrecht Christoph von Quast, der im 19. Jahrhundert aus dem Erbbegräbnis zu St. Nikolai zu Spandau nach Garz überführt wurde. Leider hat sich hiervon nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges nichts erhalten.
Ältester Ausstattungsgegenstand ist eine hölzerne Taufe aus dem Jahr 1674, die wohl aus der Vorgängerkirche stammt. Über ihr schwebt ein restaurierter, barocker Taufengel, der Jahrzehnte in fragmentierter Form auf diversen Dachböden des Dorfes verbracht hatte und 2010 erneut angebracht werden konnte. Er dürfte zeitgleich mit dem Kanzelaltar geschaffen worden sein.
Dieser barocke, farbig gefasste Kanzelaltar von 1728 ist das bedeutendste Ausstattungsstück der Kirche. Auf seiner Rückseite findet sich am balldachartigen Schalldeckel die Inschrift des Bildhauers Heinrich Joachim Schulz. Auf ihn gehen mehrere Kanzeln in benachbarten Kirchen, wie zum Beispiel in Manker (1713–1716) oder in Perleberg (1734), zurück. Korinthische Säulenpaare mit Akanthuswangen umgeben den fünfseitigen Kanzelkorb. Der kronenartige Schalldeckel wird auf den seitlichen Giebelstücken von Allegorien von Spes, der Hoffnung, und Fides, dem Glauben, begleitet. Die Farbfassung ist 1736 von Christian Krüger angebracht worden.
Auf dem Altar stehen vier gusseiserne Kerzenleuchter aus der Schinkelschule, die jeweils eine Tochter des Gutsherrn Otto Christoph Leopold von Quast (1765–1842) aus Anlass ihrer Hochzeit der Kirche gestiftet hat. Zwei davon sind erst in 2020 in die Kirche zurückgekehrt. Ein dazugehöriges Kruzifix und ein besonders schöner, dreifüßiger Taufständer in Empireform mit gusseiserner Taufschüssel hat sich ebenfalls bis heute erhalten.
Die Kirche besitzt eine schöne, von Friedrich Hermann Lütkemüller (1815-1897) in Wittstock gebaute Orgel. Sie wurde der Kirche 1853 von Hermann von Quast (1812-1888) gestiftet und ist mit der Inschrift „Gott zur Ehre, der Kirche zur Zierde und der Gemeinde zur Freude und Erbauung vom Patron“ versehen.
Auch sonst steht die Innenausstattung ganz in der familiären Memorialkultur der Familie von Quast. Ein Epitaph für den 1870 gefallenen Curt Otto Ludwig von Quast erinnert genauso wie die schönen Hochzeitsfenster anlässlich der Silberhochzeit von Herman und Anna von Quast von 1887 an diese für den Ort und die Region so bedeutenden Familie.

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Das Kriegergedächtnismal, eine Granitstele mit zwei kleinen Findlingsstücken auf einem zweistufigen Unterbau aus Feldsteinen, trägt unter einem Eisernen Kreuz mit Eichlaub eine Inschrift. Auf den Findlingsstücken liegt ein Stahlhelm auf Eichenlaub, ein Dolch und drei Stielhandgranaten. Seit 2020 ist aufgrund einer großzügigen Spende auch der preußische Adler auf den Gedenkstein zurückgekehrt.

Weiße Weihnachten – Garzer Kirche 2021

Garzer Kirche 2021 – Autor: Ulrich Plett
Garzer Kirche 2021 – Autor: Ulrich Plett
Feuerschale an der Garzer Kirche 2021 – Autor: Ulrich Plett