Wir alle leben hier in Rohrlack, weil wir nun einmal gerne auf dem Land leben. Wir wissen das Landleben mit all seinen Vor- und Nachteilen zu schätzen und nehmen seine Eigenheiten in Kauf im Austausch für seine großen Vorzüge gegenüber einem Leben in der Stadt. Doch trotz unserer Gelassenheit im Umgang mit Herausforderungen, freuen wir uns doch sehr über Lösungen für unsere dörflichen Probleme.
Einem dieser Probleme nahm sich nun die vor einiger Zeit ins Leben gerufene Zukunftswerkstatt „In guter Gesellschaft“ an. Bernd Meißner sprach das Problem im Rahmen eines Think Tanks an: Rohrlack wird nur spärlich von öffentlichen Verkehrsmitteln frequentiert! Die aktiven Autofahrer unter uns nehmen diesen Umstand zwar wahr, werden jedoch nicht in ihrer Mobilität eingeschränkt. Alle anderen brauchen Fahrräder, müssen richtig gut zu Fuß sein oder sind auf ein hilfsbereites Umfeld angewiesen. So wurde an einem kreativen Vormittag die Idee der Mitfahrbank für Rohrlack ins Spiel gebracht. Seit Mitte der 2010er-Jahre werden in Dörfern, die über keinen oder zumindest nur eingeschränkten Personennahverkehr verfügen, diese Mitfahrbänke aufgestellt. So wird die Mobilität der betroffenen Dorfbewohner, also jener ohne Auto (Jugendliche, Senioren, Menschen mit Assistenzbedarf etc.) verbessert. Die Mitfahrbank funktioniert ähnlich wie eine Bushaltestelle. Schilder an den Mitfahrbänken zeigen an, in welche Richtung es gehen soll. Wer aus dem Dorf raus möchte, um z.B. wie in unserem Fall den nächstgelegenen Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen, kann sich hier hinsetzen und darauf warten, dass Fahrer oder Fahrerinnen, die in diese Richtung unterwegs sind, ihn mitnehmen und können auf dem gleichen Weg auch wieder zurück ins Dorf gelangen. Sozusagen wie Trampen, nur offizieller.
Die Mitfahrbank schaffte es an jenem Vormittag auf die Liste wichtiger Projekte, die umgesetzt werden sollten. Ortsvorsteherin Frauke Marthe und unser Bürgermeister Michael Mann nahmen sich des Projektes augenblicklich an und stellten sich bereitwillig den behördlichen Herausforderungen. Und nun steht sie da: in Rohrlack in der Dorfstraße mit dem ausgeschilderten Richtungswunsch „Wildberg“ und in Wildberg an der Friedensstraße am Friedhof mit dem Ziel „Rohrlack“. Nach erfolgreicher Durchführung von Schönheitsreparaturen wurde unsere neue Mitfahrbank am 11.10.2020 in Anwesenheit der Presse feierlich eingeweiht. Die ersten Testversuche wurden schon erfolgreich unternommen. Auch wir haben bereitwillig angehalten und einen Fahrgast nach Wildberg zum Busanschluss transportiert. Nein, die junge Frau kannten wir noch nicht, doch auch wenn die Fahrstrecke nach Wildberg recht kurz ist, reichte sie allemal für ein nettes Gespräch und ein kleines Kennenlernen. Und so erfüllt die Mitfahrbank, neben ihrer Aufgabe der Mobilitätsverbesserung und der Vernetzung von Ortsteilen untereinander, auch noch einen weiteren Aspekt: die Förderung von zwischenmenschlichen Kontakten. Ach, und klimafreundlich ist sie übrigens auch. Noch ist die Mitfahrbank ein Pilotprojekt, doch es liegt auch in unserer Hand, ob sie ein erfolgreiches Zukunftsprojekt wird. Probiert es einfach mal aus. Das Schlimmste was passieren kann ist, dass ein dankbarer Mensch seinen Busanschluss erreicht.