Am Montag, dem 3. Juni, stand auf dem Marktplatz in Wildberg ein weißes Zelt. Doch diesmal war es kein Dorffest oder eine ähnliche Veranstaltung, sondern eine Art Podiumsdiskussion für geladene Gäste. Das Thema der Veranstaltung war die Feuerwehr und ihre Bedeutung für unsere Dörfer und Gemeinden. Diskutiert wurden Fragen zur Finanzierung der Feuerwehr und zur zukünftigen Aus- und Weiterbildung der Einsatzkräfte. Eingeladen hatte Pascal Rohrmoser, Ortsvorsteher von Kerzlin, Gemeindevertreter und Mitglied des Amtsausschusses. Anmerkung: Das Thema Feuerwehr ist in unserer Gemeinde gemeindeübergreifend auf Amtsebene angesiedelt.
Für die Podiumsdiskussion war Katrin Lange, stellvertretende Landesvorsitzende der Landesregierung, vor Ort. Auch Wiebke Papenbrock, Bundestagsabgeordnete für unseren Landkreis, nahm als Besucherin teil. Die Teilnehmerliste umfasste unter anderem Kameraden der Feuerwehr, insbesondere Kreisbrandmeister Olaf Lehmann und Amtsbrandmeister Sebastian Giesert, sowie Kerstin Dames, Kämmerin und u.a. Fachamtsleiterin für örtlichen Brandschutz. Außerdem waren ein Vertreter der Presse, der Bürgermeister und Amtsausschussvorsitzende Michael Mann, die Ortsvorsteher Ulf Pruschinski und Manfred Mann sowie mehrere Gemeindevertreter eingeladen, die am Donnerstag zuvor im öffentlichen Teil der Gemeindevertretersitzung eingeladen wurden. Insgesamt nahmen etwas mehr als 20 Personen an der Diskussion teil.
Im Verlauf der Diskussion wurden zahlreiche Themen angesprochen, wie zum Beispiel die finanzielle Ausstattung der Feuerwehren und die verschiedenen Formen der Förderung. Es wurde Kritik an den Beschränkungen eines neuen Gesetzes für Fördermittel geübt. Sebastian Giesert betonte positiv als Ergebnis der Regionalkonferenzen die Novellierung des Brand- und Katastrophenschutzgesetz, sah aber auch noch Optimierungsbedarf bei Dienstgradabzeichen und der Ehrenamtsverordnung. Hier hätten auch gleich die Dienstgrade überarbeitet werden sollen. Es sei bekannt, dass daran gearbeitet wird, aber es dauert zu lange. Positiv wurde das angekündigte “Kaufhaus Feuerwehr” hervorgehoben, das von den Kommunen am liebsten schon heute genutzt würde.
Kreisbrandmeister Olaf Lehmann sprach sich dafür aus, bessere Anreize zu schaffen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Eine bessere Kommunikation mit dem zuständigen Innenministerium wäre sehr wünschenswert, die Aussagen wären oft vage. Das Programm “Feuerwehr macht Schule” wurde ebenfalls positiv bewertet, da es großes Potenzial hat. Derzeit nehmen bereits über 100 Kinder daran teil. Auch die Ausbildung war ein großes Thema. Es wurde darüber diskutiert, ob die Einstiegsschwelle für neue ehrenamtliche Kameraden aufgrund des Zeitfaktors zu hoch ist. Die Anzahl an benötigten Wochenenden ist nicht unerheblich. Man strebt eine bessere und schnellere Ausbildung an, ohne den Umfang zu reduzieren. In Wünsdorf soll neben Eisenhüttenstadt ein neuer Ausbildungsstandort entstehen. Ein mögliches Online-Angebot wurde ebenfalls besprochen und in dem Zusammenhang nochmal das Programm “Feuerwehr macht Schule” insbesondere für Schüler ab 16 Jahren hervorgehoben.
Es wurde nochmals betont, dass leider nicht jedes Unternehmen seine Mitarbeiter feuerwehrfreundlich freistellt. Zudem wurde erwähnt, dass Fahrzeuge für den Katastrophenschutz teilweise über 30 Jahre alt sind. Wenn aktuell Anforderungen, zum Beispiel aus Bayern oder Baden-Württemberg kommen würden, wären diese mit den vorhandenen Fahrzeugen schwierig zu erfüllen. Auch dieser Punkt wurde beim Bund bereits dringend angemahnt.
Frau Lange machte deutlich, dass drei Dinge notwendig sind:
- vernünftiger rechtlicher Rahmen
- vernünftige technische Ausstattung
- gut ausgebildete Kameradinnen und Kameraden.
Auch die Anerkennung der Feuerwehrleute war ein Thema. Es wurde vorgeschlagen, Feuerwehrkameraden mit Rentenpunkten zu honorieren, wobei auf den Bund verwiesen wurde. Eine frühere Umfrage ergab, dass sich viele Kameraden stattdessen für eine kleine Aufwandsentschädigung oder Prämie ausgesprochen haben. Es gab auch Vorschläge, Familien, in denen die Eltern Feuerwehrleute sind, von Kita-Beiträgen zu befreien. Hier wurde darauf hingewiesen, dass die Kita in Zukunft für alle beitragsfrei sein soll. Eventuell besteht noch Optimierungsbedarf bei Tagesmüttern, insbesondere hinsichtlich der Betreuungszeiten.
Frau Lange, die in der Vergangenheit als Staatssekretärin im Ministerium des Innern und für Kommunales Brandenburg selbst in einer zuständigen Position war, kennt viele der angesprochenen Probleme und stimmte den Kameraden zu. Einige Punkte möchte sie mitnehmen, andere müsste man beim aktuellen zuständigen Innenminister nachfragen.
Im Anschluss fand bei gegrilltem Essen ein Austausch zwischen den Teilnehmern statt. Es wurde nochmals positiv hervorgehoben, dass fünf Feuerwehrfahrzeuge, die in den letzten fünf Jahren angeschafft wurden, ohne Fördermittel realisiert werden konnten. Insgesamt wurden dafür knapp 2 Millionen Euro vom Amt Temnitz ausgegeben. Die Bewerbung der Feuerwehr Amt Temnitz zur Stützpunktfeuerwehr war bisher nicht erfolgreich, wodurch die Fördermittel ausblieben.
Die anwesenden lokal gewählten politischen Vertreter der Gemeinde verfolgten den fachlichen Austausch aufmerksam und stehen voll hinter den ehrenamtlichen Feuerwehrkameraden.